Wie ein einsamer Wolf

Davor Dujmovic, den berühmten Perhan aus dem Film „Time of the Gypsies“ von Kusturica haben wir sehr schwer gefunden. Da wir Davors alte Bekannte sind, hat uns seine Mutter sein „einsames Versteck“ preisgegeben, in das sich Davor vorübergehend zurückgezogen hat, etwa dreißig Kilometer von Sarajevo. Wir irrten nicht viel umher. 40 Minuten später, erkannten wir das beschriebenen Haus. Ein Ambiente für eine echte Erholung. Ruhig. Göttliche Natur. Die Tür öffnete uns Davor, etwas verschlafen. Ich hatte schon Angst bekomme, dass aus dem Gespräch nichts wird, da Davor eine sehr verschwiegene Person ist. Jedoch…

Wie kommst du hierher und was machst du in dieser Isolation/Einöde?
Nun, weiß nicht, hier bin ich da es schöner ist als in Sarajevo. Nun ja, ist mir klar, da ich gerade erst aus der stickigen und smogüberzogener Stadt komme.

Aber, sag uns, was du hier eigentlich tust?
Ich erhole mich hier von allem … Ich meine nicht vom „Time of the Gypsies“ und allem was da herum passierte: Reisen, Festivals, Aufnahmen, Interviews, Gastieren. Ich erhole mich von diesen meinen 20 Jahren. Ich bleibe hier fünf – sechs Monate. Ich beabsichtige mich gut zu erholen – für die nächsten 20 Jahre. Es gilt neue Energie/Kraft zu akkumulieren / tanken.

Wie gedenkst du dich zu erholen: Rumsitzen und Nichtstun? Hast du vielleicht ein entwickeltes Entspannungssystem?
Ich hab ein System. Gucke Filme, lese Bücher… Ich beabsichtige, im September,
Literatur einzuschreiben. So dass ich diese Zeit als Vorbereitung fürs Studium nutze. Ich habe kein bestimmtes Ziel, das ich diese sechs Monate befolgen werde, und bin nicht einmal sicher, ob ich wissen werde, was mein Ziel sein wird, bevor fünf Monate vergehen. Erst im Juni,
werde ich mir im Klaren darüber sein, ob ich überhaupt studieren werde.

Moment mal, du bist doch hoffentlich nicht in einer „strikten Isolation“? Du wirst doch wahrscheinlich mal nach Sarajevo müssen?
Ach, nee.. Drei bis vier Mal pro Woche fahre ich nach Sarajevo, um einige Geschäftchen zu erledigen, Aufnahmen zu machen, sagen wir z.B. diesen Santic!

Erzähle ein bisschen über diese Geschäftchen, Arrangements …
Das ist, du weißt schon, nur um nicht nichts zu tun. Wobei ich auch ohne das könnte. Lieber ist mir, wenn ich etwas beginne dieses dann auch zu Ende zu führen. In „Aleksa Santic“ kann ich nicht etwas beginnen und beenden, wenn das fünf Tage dauert, und dann wieder fünf Tage … dann ist es viel mehr, wegen irgendwelchem Geld.

Hast du noch irgendwelche Arbeitsverpflichtungen?
Eigentlich, arbeite ich. Das ist ein Engagement im „Mondschauspiel“ (Mjeseceva predstava). Hier in Sarajevo, wird sie ein bis zweimal im Monat aufgeführt. Vor kurzem bin ich aus London zurückgekehrt, wo wir anderthalb Monate mit der Vorstellung gastierten.

Und, wie ist London?
Na ja, London. Dort spielten wir in dem berühmtestem ICA Theatre – was eine wahre/große Ehre ist. So dass für mich allein das von London vollkommen ausreichte! Mehr brauche ich nicht. Im Mai fahren wir nach Spanien, danach nach Paris.

Was hast du aus London mitgebracht?
Kosten!

Nun, ich dachte mehr an irgendeine Erfahrung, eine neue Erkenntnis …
London ist, du weißt schon, eine richtige Stadt! Noch immer gibt es einige schöne Dinge, denen sie nicht zuließen in die „Maschine der Moderne“ einzufließen. Ich war im Planetarium, im Zoo, im Haidpark…

Hast du etwas im Haidpark geschrien?
Nein. Ich ging in den Haidpark um zu schweigen.

Warte mal, bitte. Dir geschehen einige Sachen, von denen man nur träumen kann, und du behandelst sie einfach so, schweigst. Es doch wohl nicht so, dass dir das alles unwichtig ist?
Nein, es ist nicht mir nicht unwichtig. Nur finde ich es doof das es mir wichtig wäre.

Das ist ein Weg den du jetzt gehst. Ein schöner Weg!
Ja, und ich bin auch mit diesem Weg zufrieden. Aber, du kennst das, Träume sind viel schöner als die Realität. Sagen wir mal, als ich von London träumte, war es viel schöner, als wo ich tatsächlich dort war.

In diesem Jahr hast du wirklich viel gereist. Mit Kusturica warst du in Belgien. Wie ist es dort?
Ach, die Belgier sind Götter. Wir waren dort internationale Stars. Sobald wir den Flieger verließen, brachte man uns direkt zum Festival, damit wir es eröffnen. Dort wurden Million Filme und eine Menge Schauspieler gezeigt: ganz anders als im Cannes, viel geschlosseneren Typs. Was die Intensität anbelangt, so ist es gleich, nur das dort die gesamte Energie an einem Ort versprüht wird. Es war schön aus einem Sarajevo, wo du irgendetwas Sinnloses machst, nach Brüssel zu kommen, wo internationale Stars sind.

Ich habe gelesen, dass der Film erst ab 16 Jahren freigegeben wurde. Was ist das für ein Gag /Trick?
Das ist es wiederum: die Belgier sind Götter! Ich vermute das dies mehrere Gründe hat: als erstes wegen der Werbung! Ach, Kinder unter 16 gucken sich solche Filme gar nicht erst an.

Ein Lockmittel für die über 18? Und auch für Mütter und Väter?
Ja. Damit sich Vater und Mutter den Film anschauen um festzustellen warum die Kinder ihn nicht sehen sollten. Darin liegt wohl der Gag. Sie haben ihre Bedingungen, Gesetze, durch die so etwas auch möglich ist. Das ist ihre Chance.

Wenn du alles zusammenfassen würdest, was du aus diesem Film erhalten hast: materiell, geistig…
Materiell? Habe ich nichts bekommen.

Nun, hör mal, du stehst da drüber!
Ja, tue ich. Ich habe das erhalten: die Chance all das zu tun, war ich getan habe. Das ist hier sehr schwer zu bekommen, fast unmöglich. Unter „das“ verstehe ich alles was ich habe: diesen Jogginganzug… und das Haar auf meinem Kopf, und. .. ach, alles. Und das erhielt ich von
Menschen mit denen ich arbeitete, von Menschen, die mich lieben. Oder vielleicht auch nicht lieben! Von Menschen, die das lesen werden…

Die Menschen lieben dich. Warum sollten sie dich hassen?
Na, ich habe Bora getötet!

Ach, das war im Film.
Ja schon. Ich komme wieder zurück zu dem, was ich von dem Film bekommen habe. Und ich bekam das, dass ich selbst entscheiden, denken kann. Und ich erhielt das, dass ich nichts machen muss, was ich nicht mag. Was ein großer Vorteil ist.

Mensch, Davor, das ist auch ein großes Glück! Frei sein auf diese Weise? Das ist der Gipfel der Freiheit.
Ja. Solche Lebenschancen haben für mich die Ähnlichkeit mit: du könntest auf den Mond fliegen, aber schauen wir mal.

Du hast es jedoch geschafft auf den Mond zu fliegen. Wenn diese Abwesenheit von dir vorbei geht, wenn diese sechs Monaten deines Nirwanas vorüber sind, nehmen wir an du fängst an zu studieren, wo wird dann Davor der Schauspieler sein?
Weißt du was, ich gedenke mich wie bisher weiterhin mit dem Film zu beschäftigen, doch mit bestimmter Grenze. Wenn ich aufhöre mich mit dem Film zu beschäftigen, so werde ich es nie wieder machen. Ich würde es dann für immer beenden. Ich begann ja auch das Schauspielerleben ganz zufällig. Wenn ich entscheiden würde ein Schauspieler zu werden, wenn ich die Schauspielakademie besuchen würde, anfangen würde mich anzustrengen und zu bemühen, dann wäre das nicht mehr dasselbe.

Das wäre dan pieonazam! Du hast eigentlich die Schauspielprüfung in der Klasse von Professor Kusturica abgelegt! Du hast die Höchstnote erhalten.
Ja! Das was nun ist, ist gut – da es spontan ist. So dass es sinnlos ist dies kaputt zu machen.

Gibt es Angebote/Aufforderungen für irgendwelche Rollen?
Das einzige Angebot, das ich als Angebot ansehen würde, wäre ein eventueller Anruf aus New York von Kusturica. Dies wäre, ich wiederhole, eventuell die Rolle des Raskoljnikov im Film „Schuld und Sühne“. Das ist eigentlich das, worüber wir am Anfang sprachen. Das wäre das, was ich beginnen, daran lange und engagiert arbeiten würde und es beenden. Ich würde wieder ein „halbes Leben „ dafür abzweigen, aber es wäre lohnenswert. Dies wäre eine Arbeit wie beim „Time of the Gypsies“ nur mit einem großem Unterschied. Zum Dreh von „Gypsies“ ging ich völlig unvorbereitet hin. Bei diesen Aufnahme verlor ich viel Energie, Kilos, alles, aber ich war vorbereitet. Für diesen eventuellen Dreh, werde ich mich gut vorbereiten. Das ist nicht nur eine Vorbereitung für eine Rolle, dies ist eine Vorbereitung auf alles was mich ereilen könnte. Natürlich, ich lese auch Dostojewski. Es gilt die Menschen und die Zeit kennenzulernen. Die Rolle des Raskoljnikov ist noch weit entfernt von mir.

Was ist deine Meinung zu dem ganzen Geschehen im Land? Interessiert dich das alles und denkst du überhaupt darüber nach?
Weißt du was! Zehn Tage habe ich nicht, die Antenne für den Fernseher aufgestellt. Ich habe mir nur Filme auf Video angeschaut. Und ich hatte keine Chance Zeitungen zu kaufen, selbst wenn ich es gewollt hätte, da ich spät aufstehe. So dass ich eine Zeitlang auch nichts verfolgt habe. Das ist mein System. Es passierte mir, dass ich bis zu einem Monat nicht Fern sah oder Zeitungen las. Und dann, als ich vor kurzem den Fernseher anmachte, auf Kosovo – Krieg! Wann immer ich so, für einige Zeit den Kontakt zur Welt „unterbrach“ – passierte etwas Schlimmes. Wenn es nicht Kosovo war, so war es Agrokomerc… In diesem Land muss sehr viel geregelt werden. Aber wenn eine Lösung für Kosovo gefunden wird, kann ich nicht ganz glücklich sein, weil ich weiß, dass wieder … Slowenier etwas sagen werden, und die Leute sich wieder aufregen werden, und so fort, bis etwas grundliegendes nicht getan wird.

Was denkst du, was man grundliegendes tun könnte?

Nun, darunter verstehe ich einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren. Alles ist so schwierig geworden, so dass man nur noch normal leben kann, so wie ich es tue – durch Vermeidung aller sozialen Faktoren, die mich fertig machen. Die machen mich fertig, denn ich bin nicht mal in der Lage ein Buch in Ruhe zu lesen, weil irgendwo in meinem Land Leute getötet werden / sterben. Mladen Materic, der Mann der „Mondschauspiel“ (Mjeseceva predstava) regiert hat, sagt, dass die Dinge gar nicht mehr so sind wie sie mal waren. Eigentlich, hier ein banales Beispiel: dieser Aschenbecher ist nicht wie er einmal war, da er nicht so sein kann wegen der gesamten Situation. Wäre alles in Ordnung, wären diese Tassen, der Kaffekocher, der Zucker…. in Ordnung, dann wäre auch der Aschenbecher gleich. Jedoch, wenn die Tassen zerbrochen, der Zucker verschüttet, der Kaffekocher umgekippt und alles rund um verschmiert ist – kann auch der Aschenbecher in diesem Chaos nicht schön bleiben. Und ich kann nicht mit Freude, die Zigarettenasche abschütteln. Es ist sehr schwer das irgendetwas in Ordnung ist, das es wie geplant und wie es sein sollte ist. Die einzige Möglichkeit ist, das einige Zeit vergeht, dass die Menschen – ich meine, die Politiker und andere- etwas für dieses Volk tun. Ich bin überzeugt, dass unser Land durch diese zeitliche Katharsis durch muss. Das sind wieder etwa 30 Jahre, die erforderlich sind, damit die Menschen in sich, in ihren Köpfen, all diese Veränderungen in die richtigen Bahnen lenken.

Emir Kusturica hat die Auszeichnung von AVNOJ erhalten. Einige Leute waren begeistert von seiner Rede bei dieser Gelegenheit, und einige haben ihm die „kritische Überprüfung“ verübelt …
Das, das einige begeistert waren und einige es ihm verübelt haben, sind diese dreißig Jahre über die wir gesprochen haben. Genau so viel benötigen manche Menschen um manche Sachen zu verstehen. Er hat diese Auszeichnung erhalten, als er bereits alle anderen Auszeichnungen außerhalb unserer Grenzen hatte. Das ist die erste Sache, die irregulär ist, aber na ja irgendwie kann man die noch rechtfertigen. Wobei die Unzufriedenheit derjenigen, die ihm etwas übel nahmen, nicht gerechtfertigt werden kann. Das ist alles ein bisschen komplexer als es scheint, als es ist. So dass das alles für Emir furchtbar anstrengend war. Gemäß der Logik der Dinge, wenn man eine Auszeichnung erhält, sollte man glücklich sein. Jedoch war Emir nicht so glücklich, wie er es sein sollte.

Sie werfen ihm vor, dass er alle Weltauszeichnungen sehr glücklich und zufrieden entgegennahm, und diese Auszeichnung mit solch einer Rede begleitete, die nicht mit der Rede eines „dankbaren“ Mannes übereinstimmt?
Nun, man kann nicht glücklich sein, wenn man eine Auszeichnung aufgrund ihrer physikalischen Form, ihrer Funktion und Pose erhält. Es hängt immer, wie bei dem Aschenbecher, von den Tassen, dem ganzen Drumherum ab, von dem was dich umgibt. Und Drumherum ist alles zerstört und zerbrochen … und wie kann man in solch einer Umgebung glücklich sein, wegen einer Auszeichnung. Wäre ich glücklich, so wäre dies eine Lüge. Das wäre etwas, das herauswächst aus der Maschine, die ununterbrochen arbeitet …

Kusturica konnte sicherlich nicht die Auszeichnung schweigend entgegennehmen, ohne der öffentlich ausgesprochenen Meinungen über das alles.
Ich glaube, dass er diese Rede hielt, weil er die Möglichkeit hatte es zu tun. Das war nicht nur wegen der Auszeichnung, sondern hat er die Gelegenheit ausgenutzt. Er hat mehr als ein Jahr lang nicht mehr geraucht und nach dieser, sehr emotionalen Rede, hat er eine ganze Packung geraucht! Danach, als er zur Gast beim Radio war, fragte ihn ein Typ aus Mostar: „Liebst du dieses Land?“ Ich meine…. ich beginne mir Sorgen zu machen und beginne mich zu fragen, ob ich das sagen sollte, was ich wirklich denke. Wenn Kusta, nach solche einer Rede, eine ganze Schachtel Zigaretten raucht und jemand ihm dann die Frage stellt, ob er dieses Land liebt… Eeeee, das ist ein Albtraum! Allerdings habe ich auf meinen Reisen gesehen, dass überall in der Welt eine Art asozialer und na ja, auch nationaler Spannung herrscht. Aber hier, bei uns, müssen noch diese 30 Jahre vorübergehen …

Ich habe jetzt in Sarajevo die Geschichte gehört, dass Emir einer der wichtigsten im Ausschuss für die Gründung einer neuen Partei sein wird, die die Opposition zu den Kommunisten sein soll. Das wiederum nehmen ihm viele übel und interpretieren das als seine List und dem Wunsch möglichst viele Punkte in Amerika zu sammeln. Denn dort ist es sehr populär kein Kommunist zu sein.
Nicht in Amerika oder irgendwo auf der Welt, Emir benötigt keine Punkte um etwas zu erreichen. So dass es wirklich schwachsinnig ist nur zu denken, dass er durchs Mäuse-vergiften etwas mehr erreichen könnte, wenn es um den Status in Amerika geht. Der Mann hat alles erreicht. Solche Sachen, dass du und ich, wenn wir darüber sprechen würden, locker 50km des Aufnahmebandes verbrauchen könnten.

Wie sehr hat dich diese Euphorie über die Bildung von neuen Parteien bei euch belastet.
Es werden verschiedene Petitionen und Beitrittserklärungen unterzeichnet. Gibt es eine Ideologie, der du dich anschließen würdest?

All das, was jetzt geschieht, unabhängig davon, ob schlecht oder gut, muss im Grunde beginnen, denn die Zeit des Katharsis hat bereits begonnen, die Jahre über die wir sprachen haben begonnen sich zu entrollen. Nun jetzt, ob ich will oder nicht, muss ich mich irgendjemandem anschließen. Ich muss mithelfen, dass es zu irgendwelchen Veränderungen kommt. Wenn ich das sage, so denke ich an alle Menschen. Es ist nicht gut, sich das alles gleichgültig mit anzusehen. Ich, zugegebenermaßen, ignoriere noch immer alles, soweit ich es kann, weil ich auch nicht viel darüber weiß. Hätte ich zumindest einige Fakten, einige Argumente, um etwas tun zu können. Es scheint mir so, als würden wir von Tag zu Tag nur erfahren, dass wir nichts über etwas wussten, wovon wir dachten alles zu wissen.

Wie hast du auf die Unterbrechung der Beziehungen zwischen Slowenien und Serbien reagiert?

Für mich war es das schlimmste, wegen Serbien! Die erste Stadt, in die ich außerhalb meinen
Sarajevo verreiste, war Belgrad. Es ist nicht wichtig, ob ich nach Zagreb, Ljubljana, Paris reise. Alle meine Wege führen durch Belgrad. Ganz Serbien ist, was mich anbelangt, etwas, bedingt gesagt, zivilisierter als Bosnien. Und jetzt höre ich irgendwelche Parolen. Ich weiß nicht, ob ich immer noch die Menschen lieben sollte, die ich liebte. Und auch die Slowenier? Ich weiß nicht, wer die Schuld trägt für diese Unterbrechung der Beziehungen? Aber, wer weiß schon, wofür das gut ist? Was mich da am meisten nervt, ist die Haltung gegenüber Kosovo. Es ist mir klar, dass sie physisch zum Ende, zum Höhepunkt kommen müssen, das ganze Glimmen und Aufwärmen, denn es wird schon unerträglich. Aus diesem Glimmen entstand Rauch, der würgt! Mann sollte das Feuer löschen, damit der Rauch verschwindet. Hier in Bosnien, wir als auch der restliche Teil Jugoslawiens, schauen auf all das, als wäre es ein Film vidjelu. Die einen denken so, die anderen so, aber alle schauen nur zu.

Ich sehe, dass sich seit unserer letzten Begegnung vieles bei dir verändert hat. Du bist sehr ernsthaft, wenn es sein soll, aber ich würde gerne wissen, ob sich deine Meinung über die Liebe geändert hat? Du warst sehr schüchtern, vor einem Jahr.
Ach, bei mir ändert sich nichts. Das ist dieser Aschenbecher, der gleiche wie beim Drehbeginn
vom „Papa“. Damals ist er entstanden .Und alles, was ich getan habe, tat ich ohne bedenken, ganz spontan.

Und die Liebe?
Und die Liebe ist auf dem gleichen Niveau. Spontan.

In deiner Isolation, wo ist da die Liebe. In Sarajevo? Hast du dich auch von ihr isoliert?

Nein, habe ich nicht. Diese Isolation von mir kann nur die Liebe fördern, weil die Liebe die spontanste und die schönste Emotion ist. Hier in dieser Ruhe, hat die Liebe die Möglichkeit sich auszubreiten… Sie ist da in meiner Nähe. Das ist die gleiche Liebe vom letzten Jahr.

Wie schaust du mit deinen zwanzig Jahren auf die Ehe …
Ich schaue gar nicht! Das ist ein Rahmen, der mich überhaupt nicht interessiert. Das ist, du weißt schon, außerhalb meines Kreises. Das ist ein viel mehr gesellschaftlicher Faktor als die Liebe.

Einfach für dich, wenn du es geschafft hast dich „einzurahmen“, und alle formalen Dinge außerhalb deines Rahmens zu lassen.
Nun, dieser Rahmen ist nicht so stark, da er ganz spontan kam. Kann auch leicht geschehen, dass er abfällt.

Es ist gut, dass du nicht stur bist und aus dem „Rahmen“ ein Lebensprinzip gemacht hast. Es ist nicht gut streng zu sich selbst zu sein und nach Prinzipen zu leben. Die engen ein wenig den Gürtel der Freiheit ein.
Genau. Ich bin nicht so sehr prinzipiell.

Kinder? Sind die in Sicht?
Über die denke ich nicht nach, und werde dies die nächsten fünf Jahre mindestens nicht tun.
Erstens, es ist wieder der Rahmen, ein neuer. Du musst erst mal, zumindest ich, $ 100.000 haben, und dann erst Kinder …

Au, Davor, man, da übertreibst du aber?
Gut, gut, rein figurativ.

Es wäre gut, wenn wir aus dem Gesamtgespräch eine Schlussfolgerung ziehen: deine Lebensphilosophie (wenn du sie mit zwanzig Jahren haben kannst): Purer Rock’n‘Roll. Neuer Primitivismus. Das ist das, was noch nicht verdorben ist, zu dem noch nicht vorgedrungen ist und nicht vordringen kann, all das hässliche, was bereits die restliche Welt ergriffen hat, außerhalb des Rock’n’Rolls. Rock’n‘Roll ist wie ein kleines Land, in dem alle schön und gut Leben; Rock ‚n‘ Roll ist – das Paradies!

Du wirst nicht böse, wenn ich deine Telefonnummer veröffentliche, falls es dir langweilig wird …
Nein, bitte nicht! Mein Konzept der Isolation würde dann flöten gehen

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